Die Herkunft des Familiennamens Landsgesell

Woher kommt der Name Landsgesell? Was bedeutet er? Zuerst gehe ich hier auf erste urkundliche Erwähnungen des Namens ein und gebe Funde bei den Recherchen wieder. Dann biete ich mögliche Bedeutungen an. Am Ende sind die Ergebnisse in den Schlußfolgerungen zusammengefasst.

 

Teil 1: Recherche und Funde des Namens

Erste Erwähnungen:
Die Vorfahren aller Träger des Familiennamens Landsgesell stammen in früherer Zeit aus der Region der Stadt Zwittau, im Schönhengster Land in der früheren Markgrafschaft Mähren gelegen. Zumindest habe ich bis heute keine anderen Namensvorkommen dieses Namens ursprünlich aus einer anderen Region gefunden.
Der Familienname taucht erst Anfang des 20. Jhdts in anderen Gebieten auf (von Auswanderern nach Wien und nach Thaya in Südmähren und erst recht nach der Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg). Der Familienname ist also sehr regional in Zwittau und Umgebung entstanden!
Folgend gebe ich die Funde vor und bis 1700 an, da nach dieser Zeit meist Kirchenbücher vorhanden sind und man die eigenen Vorfahren anhand dieser Dokumente zurückverfolgen kann.

Erstmals ist im Jahre 1538 der Familienname Landsgesell urkundlich in Greifendorf bei Zwittau belegt (Entstanden sind die Familiennamen bei der einfachen Bevölkerung im 14. Jahrhundert. Bei Adligen natürlich früher).
Ein Lorenz Landsgesell aus Greifendorf tritt uns in diesem Jahr in Erbverhandlungen mit seinem Schwager Simon, genannt der Wladyk, entgegen (Quelle 9). (Aus Wladyk, im Volksmund Blodik entstand übrigens der Familienname Blodig. Die Wladyken bildeten in der alten Zeit die unterste Stufe des Adels).
1581 wird ein Lukaß Lanczgesell als Grundbesitzer in Greifendorf in einem tschechisch verfaßten Urbar (eine Art Zins- oder Steuerregister) erwähnt, er zinst für 17½ Ruten Land. Betrachtet man das Feldmaß, welches damals angewendet wurde, es war die Hube (Hufe), die sich in zwölf Ruten, teilweise aber auch in 18 Ruten unterteilte, wobei eine Hube zwischen 70 und 120 mährischen Metzen groß war, so hat man eine ungefähre Größe des Bauerngrundes.
1581
Lotschnau
Ein Matl Landtsgesell wohnt im selben Jahr 1581 in Lotschnau. Er zinst für 3 Ruten Land. Er gehört zu den 18 Personen, von denen der Amtmann schreibt, das sie größtenteils keine Robot (Fronarbeit) leisten wollen und von den Zinzungen etwas abziehen. „Von der Zeit an, das der Spittelteich angelegt wurde, wollen sie kein Korn geben und keine Robot leisten …”(Quelle 2).
Um 1600 werden neben Lukeß Landsgesell noch in Greifendorf der Mottel Landsgesell und Wenzel Landsgesell aufgezählt. 1603 kauft Wenzel Landsgesell den Bauerngrund Greifendorf 77 „Westlpauer” (Quelle 3).
Um 1626 wird Simon Landsgesell (aus Greifendorf) geboren.
1641-1670
Prag
Greifendorf

Als Mitglied der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Prag im Zeitraum von 1641-1670 wird
Doc. D. Simon Ignatius Landsgesell aus Greifendorf in Mähren in lateinischer Sprache aufgezählt.
1
2
(Quelle 16)

Im Jahre 1677 treten uns in „Greiffendorff” mit Mathes Landtsgesell (2 Steuerbare Acker mit 63 m~. [Metzen?]), Lorentz Landtsgesell (1 Stb., 53 m~.) und Hannß Landtsgesell (1 Stb., 26 m~.) weitere Träger des Familiennamens entgegen, die für „Bauern Gründt mit Aker” im mährischen Landesverzeichnis der Herrschaft Zwittau als steuerpflichtige „Angesessene” aufgeführt werden.(Quelle 10)
Am 14.12.1688 bekommen in Greifendorf die Eltern Georg Landsgesell und Rosina einen Sohn Johann. Am 28.3.1693 wird ein Georg, am 20.08.1695 ein Bartholomäus, am 05.10.1697 eine Anna und am 17.01.1702 ein Sebastian Landsgesell geboren. Die Geburtsmatriken der Pfarre Greifendorf beginnen erst mit dem Jahr 1688, weil die vorherigen bei einem Brand vernichtet wurden. (Quelle 14)
Am 31.03.1693 bekommen in Greifendorf die Eltern Hans Landsgesell (vielleicht obiger steuerbarer Angesessener von 1677 oder ein Sohn von diesem oder Mathias) und Katharina eine Tochter Margaretha. Am 18.04.1712 wird ein Johann, am 7.10.1714 eine Johanna und Susanna, am 03.03.1721 eine Theresia, am 12.09.1723 einen Wenzel und am 02.11.1725 eine Katharina Landsgesell geboren. Bedenkt man dass, zwischen der ersten Geburt und der letzten 30 Jahre liegen, so könnten es auch zwei Johann Landsgesell gegeben haben, die mit einer Katharina verheiratet waren. Leider wird in diesen frühen Kirchenbüchern nur der vollständige Name des Vaters und der Vorname der Mutter angegeben. (Quelle 14)

Am 10.07.1695 heiratet Katharina, Tochter des Mathias Landsgesell (vielleicht obiger steuerbarer Angesessener von 1677) den Veit Albrecht und hat mit ihm 3 Kinder. (Quelle 15)

Am 27.10.1697 heiratet Katharina, Tochter des Johann Landsgesell (vielleicht obiger steuerbarer Angesessener von 1677) den Bartl Bittner und hat mit ihm 6 Kinder. (Quelle 15)

Am 10.07.1701 heiratet Eva, Tochter des Mathias Landsgesell (vielleicht obiger steuerbarer Angesessener von 1677) den Witwer Georg Schosser aus Mußlau. (Quelle 15)

Am 12.01.1710 heiratet Anton, Sohn des Georg Landsgesell (vielleicht obiger Georg von 1688 und Anton müsste dann vor 1688 geboren sein ) die Apollonia, Tochter des Bartl Leicher. Sie haben sieben Kinder.
Am 14.06.1710 wird ein Johann, am 17.02.1712 ein Mathias, am 29.01.1713 ein Valentin, am 9.11.1715 eine Katharina und eine Barbara, am 13.03.1718 ein Josef und am 22.01.1720 ein Sebastian Landsgesell geboren.
(Quelle 14) und (Quelle 15)

Am 25.06.1712 bekommen die Eltern Elias Landsgesell und Anna eine Tochter Anna. Sie haben sechs weitere Kinder.
Am 13.02.1714 wird Viktoria, am 16.09.1715 Katharina, am 23.12.1717 Johannes, am 19.04.1722 Georg und am 27.08.1724 Christina Landsgesell geboren.
(Quelle 14)

Am 12.12.1713 bekommen die Eltern Martin Landsgesell und Christina eine Tochter Johanna. Sie haben vier weitere Kinder.
Am 1.10.1716 wird Maria, am 28.10.1719 Katharina, am 7.05.1723 Veronika (gest. vor 1731), am 14.06.1731 noch mal eine Veronika Landsgesell geboren.
(Quelle 14)

Als Bürger der Stadt Zwittau mit Freÿaker (Freiacker) erscheint im Jahre 1677 ein Greger Landtsgesell im Mährischen Landesverzeichnis der Herrschaft Zwittau (1 Stb., 8 m~.)(Quelle 10) Vielleicht ist es im Jahre 1700 derselbe oder sein Sohn: ein Greger Landtgesell wird in Zwittau als Vorsteher der Schmiedezunft, die dann seit 1781 Schmiede- und Wagner Zunft heißt, genannt. (Quelle 3).
(In Zwittau gab es zudem um 1600 neben Landsgesell auch Landsknecht als Familienname, so daß hier zwei Familiennamen unterschieden werden. Ob es den Familiennamen Landsknecht in Zwittau später noch gab, ist mir nicht bekannt. Meiner Meinung nach haben die beiden Familienamen auch nichts miteinander zu tun, wie weiter unten zu sehen sein wird.)
1673
Wiesen
1673 kaufte Valtin Müller den „grundt in der Wiesen, so über dem Wentzl Echele lieget […] um 450 Mark von den landsgesellischen Erben Benesch Pollakh und Nikl Hirsky” so Dr. Wilhelm Gerlich (†) aus Wien in seiner »Geschichte der Bauernhöfe von Mähr. Wiesen« (Quelle 4), die hauptsächlich nach Auszügen aus den Arbeiten des Geistlichen Rates (Konsistorialrat) Pater Karl Bilek gefertigt wurde.
Im Mährischen Landesverzeichnis von 1677 zum Dorf Wießen (Wiesen), dem Markt Brÿsau (Brüsau) gehörig, ist aufgeführt: „Neüe Öedung Gründt von 1657. Lorentz Landtsgesell ist 1672 gestorben (1 Stb., 58 m~.).” Demnach müsste man oben nicht von einer Standesbezeichnung ausgehen, sondern von den Erben des Lorentz Landtsgesell.
1653
1659
Blumenau
Im Urbar der Herrschaft Leitomischl (Nachbarstadt von Zwittau) von 1659 findet sich im Dorff Plumenau (Blumenau) ein Paul Hurdt ad Paul Landskesell (Quelle 11), auch Pavlowy Landsmann genannt. Dieser hatte auch schon 1640 den Grund Blumenau Nr. 43 (neu) 49 (alte Hausnummer) besessen, muss aber schon 1651 nicht mehr da oder am Leben gewesen sein, weil er in der „Seelenliste” (Quelle 13), dem böhmischen Verzeichnis der Untertanen nach dem Glauben nicht mehr erscheint.
Dieser Paul Landsmann erscheint auch im Grundbuch von Blumenau der Herrschafft Leitomischl (Quelle 12) als der Grund im Jahre 1653 von Paul Hiert übernommen wird. Dieser Grundbuchtext ist in Alttschechisch abgefasst, deswegen auch die tschechisch abgeänderte Schreibweise des Namens, eine Übersetzung finden Sie hier. Grundbuch Blumenau 1653
1679
Blumenau
Ein Thomas Landtsgesell übernimmt 1679 den Bauerngrund Nr. 32 (neu) 35 (alte Hausnummerierung) mit Hausnamen Bartosch in Blumenau vom Vorgänger Urban Haubt (Quelle 12). Am 9. März 1716 kauft der Sohn Hannß Landtsgesell von seinem Vater Thomas Landtsgesell den Bauerngrund. Er verkauft ihn wieder am 2. September 1727 an Gregor Jokesch. Hier werden auch noch zwei Brüder des Johann mit Namen Andreas und Markus genannt.
1721
1727
Blumenau
Mein Vorfahre Frantz Landtsgesell kauft am 21. Januar 1727 den Bauerngrund Blumenau Nr. 76 (neu) 72 (alte Hausnummerierung) mit Hausnamen Frantzl von Johann Eÿgel. Ab 1695 gibt es Kirchenbücher in Karlsbrunn, zu deren Kirche Blumenau damals gehörte. Hier fand ich auch die Trauung dieses Franz Landsgesell am 23.11.1721 mit Christina Friedel. Allerdings muss er vor 1695 geboren sein, da kein Geburtseintrag von ihm zu finden war (Quelle 12). Ab dem 30.09.1756 übernimmt Sohn Georg Landsgesell * 22.03.1725 den Bauerngrund. Dessen Sohn aus zweiter Ehe Hieronymus Landsgesell * 30.09.1778 übernimmt im Jahre 1816 den Bauerngrund der Ehefrau Nr. 73 (neu) 78 (alt) und diese Familie war dann auf diesem Erbhof bis 1946 in Blumenau ansässig.
Am 22.12.1707 stirbt in Porstendorf Nr. 124 Anna, die Frau des Matthäus Landtgesell (Vater Jakob Landtgesell?). Diese Familie hat aber nur weibliche Nachfahren, so dass der Name in Porstendorf nicht mehr auftritt.

Im Jahr 1715 übernimmt Schwiegersohn Georg Landsgesell den Gärtlergrund Glaselsdorf Nr. 31, genannt „Pohlgrund“ nach dem Tod vom Schwiegervater Martin Stindl. 1730 übernimmt Paul Neupauer nach dem Tod vom Vorbesitzer.

ÄLTESTE SCHREIBWEISEN : Neben dem „Landtgesell” mit „t”, welches ich in dieser Ausführung mehrmals in alten Kirchenbüchern (um 1650) gefunden habe, kommt die Schreibweise Landtsgesell mit Fugen „-s“, als Verbindung der beiden Namensbestandteile vor.
Diese Schreibweise mit Fugen-s könnte sich aber auch von Landesgesell, also „auch Bewohner des Landes (siehe weiter unten)“ ableiten und durch Weglassen des „e“ entstanden sein.
Zusätzlich fand ich, wie schon oben erwähnt, ein einziges Mal die Schreibweise Lanczgesell in einem Dokument aus dem Jahre 1581, welches in tschechischer Sprache verfasst war, also gehe ich von einer Übertragung der Schreibweise ins Tschechische aus, wie es auch im umgekehrten Fall häufig war. Der oben genannte Lukaß Lanczgesell ist als Grundbesitzer in dem tschechisch verfaßten Urbar (eine Art Zins- oder Steuerregister) von 1581 in Greifendorf aufgeführt, ein Matl Landtsgesell dagegen im selben Jahr in Lotschnau (Quelle 2).

EIN WEITERER TEXTFUND: Einen einzigen Textfund von 1398 aus dem Salzburger Land, wo der Name nicht als Familienname, sondern in der Bedeutung eines Hilfspriester, Kaplan auftaucht (Pfarrgesell, Gesellenpriester, Gesellpfaffe = volkstümliche Bezeichnung für einen Kooperator), will ich hier noch nennen:

„sullen die zechlavt … geben von erst dem pfarrer virtzig pfenning vnd drein gesellen yedem zwen vnd dreyssik pfening vnd einem lantgesel, der das jar auf dem lekker vmb di sel pitten sol, zwen vnd dreyssik pfening.“ 1398 MittSalzbLk. 12 (1872) 300 (Quelle 8 )
Übersetzung: „sollen die Zechleut … geben von erst dem Pfarrer vierzig Pfennig und dreien Gesellen zweiunddreißig Pfennig und einem Lantgesell, der das Jahr auf dem …? um die Seele bitten soll, zweiundreißig Pfennig".

Allerdings kann hier auch ein Landsmann der Person gemeint sein.

Teil 2: Mögliche Bedeutung des Namens Landsgesell


Namensbestandteil „Land“:

In germanischen Namen kommt Land.~ häufig als 1. Bestandteil vor (Land-olf, Lant-fried, Lam-bert), aber der Gesell als 2. Bestandteil spricht gegen eine solche Interpretation.

Es bieten sich meines Betrachtens zwei Möglichkeiten an:

  1. Die zahlreichen Zusammensetzungen bezeichnen fast alle einen Beruf. Landvogt, Landgrebe, Landschreiber, Landschulze, Landknecht, Landschütz, Landmesser und viel mehr.
  2. Die zweite Möglichkeit ist, Land als Acker, Feldmark oder politisches Gebiet (Holland) zu sehen und als Gegensatz zur Stadt. So leitet Josef Karlmann Brechenmacher in seinem Namenslexikon „Deutsche Sippennamen“(Quelle 5) den Namen Landsgesell, als einen Übernamen für Landsmann ab.
    Unter Landmann mhd. lantman, ist
    a) der Land(e)smann gemeint (Eingeborener eines Landes)
    b) der Landbewohner im Gegensatz zum Bürger.
    c) Landsmann, personifiziert für Landesart
    d) Landsleute, Unterthanen, Landeskinder
    (siehe Landsmann aus dem „Deutschen Wörterbuch“ der Gebrüder Grimm {Quelle1}).

    Im „Mittelhochdeutschen Handwörterbuch“ von Matthias Lexer ist zu lesen:
    lant-geselle swm. ( II2. 30a) landbewohner TRIST. 5595; landsmann ib. 9075. 11434. 18905. ERNST 3917 (Quelle 6)

    Die gleiche Quelle führt auch das „Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke“ an. (Quelle 7 )
    lantgeselle swm. der landsmann, den man bei sich führt Trist. 9075. 18905.

Namensbestandteil „Gesell“:

Dieses ist verkürzt aus GESELLE und bedeutet eigentlich 'Saal-, Hausgenosse', dann Genosse, Gehülfe überhaupt, abgeleitet von Saal, ahd. Sal, altsächs. Seli, vornehmer, geräumiger Wohnraum. (also eine Halle, Saal, Wohnung, Tempel, Kirche). „Das Wort scheint aus höfischen Verhältnissen der alten Zeit entsprossen und von da aus verallgemeinert zu sein;
Weil es ein altes Wort ist, hat es im Laufe der Zeit viele Bedeutungen erfahren, hier bieten sich viele Möglichkeiten an.:
Der Begriff Gesell meint also den Tisch-, Trink- und Schlafgenossen, (mit dem man die Kammer teilt), Gefolge (Haus-, Kriegs- und Reisegefolge der Fürsten und Vornehmen, Gesellschaft), Reise- und Kriegsgefährte bzw. Kamerad (mit dem man Gefahr und den Weg teilt), als ehrende Bezeichnung der Kriegsleute, besonders der Landsknechte (‘guet tapfere’) gesellen’ , allgemein auch Kerl in seiner allgemeineren Bedeutung, doch mit feinerer Farbe, junger Mann, Freund, Kumpan (mit dem man das Brot teilt), im Mittelalter aber auch „mein geselle“ als obzöner Ausdruck für das männliche Geschlechtsorgan (‘min geselle’), dann aber auch dem Meister untergeordneter Gehülfe, Zunftgenosse, Berufsgenosse,Standesgenosse, Partner, Geliebter, Liebhaber einer Freundin und Brautführer. (ausführlich: Geselle aus dem „Deutschen Wörterbuch“ der Gebrüder ).

 

Teil 3: Schlußfolgerungen

Wie wir gesehen haben, bieten sich also zuallererst zwei Deutungen an:

Zum Einen könnte der Familienname Landsgesell eine standes- oder berufsmäßige Bezeichnung im Sinne eines untergeordneten Gehilfen – wie Landknecht – oder eines gleichberechtigen Genossen im Sinne eines das Land bewohnende oder bestellenden Mannes sein, der dann auch Landwirt oder Bauer sein kann.
Dagegen spricht, dass es die offizielle Bezeichnung Geselle weder in der Landwirtschaft, wo allgemein "Knecht" üblich war, noch zu der Entstehungszeit des Namens im Handwerk gab. Im Handwerk hat sich erst, als die Zünfte gebildet wurden, der Begriff Geselle durchgesetzt und zwar für den, der seine Lehre (Lehrling) beendet hat, aber noch nicht Meister sein konnte und daher auf Wanderschaft ging – der Wandergesell – der selten allein unterwegs war. Vielleicht hat es den Gesellen aber trotzdem auch früher in der Landwirtschaft gegeben. In der Neuzeit hatte bspw. der größte Hof im Ort Knechte, Mägde und einen Altgsell (also nicht Altknecht!). Dagegen spricht aber die geringe Verbreitung des Namens Landsgesell, der sonst viel häufiger und auch in anderen Regionen vorkommen müsste. Den Bestandeil „Lands“ aus Lanz(e) herzuleiten, ist ebenfalls irreführend. Im Landsknecht ist ja auch keine Lanze gemeint, sondern das Land. Der Soldatenstand der Landsknechte "dienten dem Land" – daher die Bezeichnung Knecht für Diener; die Landsknechte waren im Grunde die erste wirkungsvolle Infanterie und lösten in der Kriegsführung den Ritterstand ab, der sich gegen diese beweglichen Truppen nicht behaupten konnte. Im Wort Landsknecht ist auch deshalb keine Lanze gemeint, weil im 15. und 16. Jahrhundert, der Zeit der Landsknechte, nur das Wort Spieß für diese „Lanzen“ benutzt wurde. Die „neue“ Schreibweise Lanz(t)knecht kam erst im 18. Jahrhundert auf.

Die andere für mich wahrscheinlichere Deutung ziehlt in die Richtung, die Josef Karlmann Brechenmacher in seinem Lexikon „Deutsche Sippennamen“(Quelle 5) sowie das „Mittelhochdeutschen Handwörterbuch“ von Matthias Lexer (Quelle 6) und das „Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke“ (Quelle 7 ) einschlagen,
wenn sie Landsgesell aus Landsmann umgangssprachlich im Sinne von Landsleute oder Landsmann ableiten.

Wenn Sie oder ihre Vorfahren mütter- oder väterlicherseits Landsgesell heißen, schreiben Sie mir bitte eine E-Mail an diese Adresse, viele Landsgesell-Linien habe ich schon erforscht und weitere Übereinstimmungen könnten sich ergeben.

E-Mail:

 

  • Quelle 1: Jacob und Wilhelm Grimm, Das Deutsche Wörterbuch 1838- 1961, (Grimmsches Wörterbuch oder DWB), das umfassendste deutsche Wörterbuch. (zurück im Text)
  • Quelle 2: Alois Steis, Die ältesten Urbare der Herrschaft Zwittau, 1935, hier Seite 28 & 31. (Enthält das älteste Urbar verfasst vor 1528 und das neuere Urbar von 1581). Abgedruckt in den Mitteilungen zur Volks- und Heimatkunde des Schönhengster Landes, herausgegeben von der Fachabteilung für Volks- und Heimatkunde des Fortbildungs- und Museumsvereines in Mährisch Trübau 1938. (zurück im Text)
  • Quelle 3: Carl Lick, Zur Geschichte der Stadt Zwittau und ihrer Umgebung, Im Selbstverlage 1910, Druck von Marcell Morvay in Zwittau, in Kommission bei Otto Tyrolt in Zwittau, hier Seiten 84, 422 & 508. (zurück im Text)
  • Quelle 4: Wilhelm Gerlich, Geschichte der Bauernhöfe von Mähr. Wiesen (hauptsächlich nach Auszügen aus den Arbeiten des Geistl. Rates K. Bilek).(zurück im Text)
  • Quelle 5: Josef Karlmann Brechenmacher, Deutsche Sippennamen, II. Teil: H bis L, Verlag für Sippenforschnung und Wappenkunde C.A. Starke, Görlitz, 1936. (zurück im Text)
  • Quelle 6: Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Zugleich als Supplement und alphabetischer Index zum Mittelhochdeutschen Wörterbuche von Benecke-Müller-Zarncke. Nachdruck der Ausg. Leipzig 1872-1878 mit einer Einleitung von Kurt Gärtner. 3 Bde. Stuttgart: S. Hirzel 1992. (zurück im Text)
  • Quelle 7: Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke: Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von . Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1854-1866 mit einem Vorwort und einem zusammengefaßten Quellenverzeichnis von Eberhard Nellmann sowie einem alphabetischen Index von Erwin Koller, Werner Wegstein und Norbert Richard Wolf. 4 Bde. u. Indexbd. Stuttgart: S. Hirzel 1990. (zurück im Text)
  • Quelle 8: 1398 MittSalzbLk. 12 (1872) 300
    MittSalzbLk:
    Gesellschaft für Salzburger Landeskunde: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. - Salzburg : Ges.
    Erschienen: 1.1860/61 -
    (zurück im Text)
  • Quelle 9: Carl Lick, Zur Geschichte der Stadt Zwittau und ihrer Umgebung, Im Selbstverlage 1910, Druck von Marcell Morvay in Zwittau, in Kommission bei Otto Tyrolt in Zwittau, hier Seiten 289-290. Carl Lick hat dies dem Zwittauer Stadtbuch I 82 entnommen. (zurück im Text)
  • Quelle 10: Mährisches Landesverzeichnis der Herrschaft Mürau und Zwittau vom 18. Juni 1677. Archiv Brünn. (zurück im Text)
  • Quelle 11: Urbar der Herrschaft Leitomischl, Statni Archiv Zámrsk. (zurück im Text)
  • Quelle 12: Grundbuch für Blumenau Nro. 11 (1660-1725), 34 (1725-1850), 56 (1739-1860) zurück im Text
  • Quelle 13: Verzeichnis der Untertanen nach dem Glauben aus dem
    Jahre 1652
    (Religionszählung - Seelenliste).
    Soupis Poddaných, Podle Viry z. Roku 1651. Chrudimsko 1-3. ISBN: 80-85475-74-X. Diese Abschrift ist in tschechischer Sprache, die Vornamen, Zunamen und Ortsnamen sind in den tschechischen Texten grundsätzlich transkribiert (d.h. umgeschrieben nach gültigen tschech. Richtlinien), nur im Falle einer nicht eindeutigen Auslegung des Zunamens wird derselbe transliteriert (d.h. in lautlicher Umschrift angeführt) oder mit einer erläuternden Anmerkung versehen. Die Personen- und Ortsnamen in den deutschen Texten sind transkribiert, die Zunamen transliteriert. Um den Text leichter zu verstehen, werden in den deutschen Texten große Buchstaben nach heutiger Gewohnheit benutzt. (zurück im Text)
  • Quelle 14: Geburtsmatrik der Pfarre Greifendorf. Diese beginnen erst mit dem Jahr 1688. Archiv Zámrsk.
  • Quelle 15: Trauungsmatrik der Pfarre Greifendorf. Diese beginnen erst mit dem Jahr 1688. Archiv Zámrsk.
  • Quelle 16: Akta Filozofické fakulty Pražské univerzity = Akten der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Prag, Seite 124
    von Dr. Karel Beránek, Univerzita Karlova Filozofická fakulta, 1997, 322 Seiten
    veröffentlicht 1997 Karolinum
    Akta Filozofické fakulty Pražské univerzity





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